Allerdings bleibt diesmal die Gürtelfarbe dieselbe… Anfang des Jahres hatte ich mich für eine Trainerausbildung im Niedersächsischen Ju-Jutsu Verband angemeldet. Am Wochenende war Prüfung. Um es kurz zu machen: Ich habe (wie alle anderen auch) bestanden.

Und um es weiter abzukürzen: Es war affengeil – zum Teil etwas anstrengend, aber es hat Spaß gemacht. Vor knapp eineinhalb Jahren habe ich einen Truppführerlehrgang bei der Feuerwehr besucht. Damals hatte ich gesagt, dass das die beste Woche meines Lebens war. War sie auch – bis dahin. Aber diese Trainerausbildung hat’s getoppt. Los ging’s Anfang des Jahres mit zwei Online-Wochenenden. Das war etwas zäh (von morgens bis abends Theorie im Frontalmodus). Zwar gab es auch in diesen Modulen immer wieder mal Gruppenarbeiten, trotzdem ist PowerPoint den ganzen Tag nur teil-toll…

Dann kamen die Präsenzmodule. Alle in Hildesheim; alle von Freitagnachmittag bis Sonntagnachmittag. Alle mit Fahrt über die A7. Fast alle mit leichten Verspätungen (weil selbst pessimistische Schätzungen nicht davon ausgegangen waren, dass wir über zwei Stunden bis Hannover brauchen).

Die Unterkunft war in Ordnung – Zweier- bzw. Dreierstuben, (meistens) gutes Essen (die Suppe am letzten Samstag lassen wir mal außen vor, sie war immerhin schön heiß). Die Duschen waren mit ihrem Innenmaß von 40 mal 40 Zentimeter etwas eng – ich quelle im Wasser auf, deshalb war das eine sehr interessante Erfahrung…

Die Praxiseinheiten waren super – zuweilen etwas anstrengend, weil wir manchen Samstag die Matte nur verlassen haben, um etwas zu essen. Aber alle Referenten haben einen guten Job gemacht und uns eine ganze Menge beigebracht.

Inhaltlich war das Ganze nicht ohne. Unter anderem wurden folgende Themen behandelt:

  • Rechtsfragen (Vereinsrecht, Personensorgerecht) – man könnte den Eindruck gewinnen, dass der Trainer mit einem Bein hinter schwedischen Gardinen steht, wenn er den Job annimmt
  • Kleine Spiele – Spiele zum Aufwärmen oder für zwischendurch
  • Methodische Übungsreihen – wie man Techniken „zerlegen“ kann, um die Teilnehmer langsam zum Endergebnis zu führen
  • Führungsstile, Gruppenphasen, Kommunikation – wie trete ich vor der Gruppe auf, wann kann ich die Teilnehmer selbständig arbeiten lassen, wann brauchen sie klare Ansagen?
  • Methodik und Didaktik – warum vermittle ich welche Inhalte und wie mache ich das?
  • Etikette im Dojo – wenn samstags Badetag ist und ich Freitag auf die Matte gehe, könnte das für andere unangenehm sein…
  • Die Rolle des Trainers – zum Training fahren, aufwärmen, trainieren, duschen, nach Hause fahren ist nicht mehr. Heutzutage ist der Trainer viel mehr Entertainer als noch vor 20 oder 30 Jahren.
  • Aufbau einer Trainingseinheit – dass man damit beginnt, sich aufzuwärmen, ist klar. Aber was kommt danach?
  • Erste Hilfe – was tun bei Sportverletzungen? Zumindest bei geschlossenen, wenn also noch kein Knochen durch die Haut guckt…

Alles in allem waren es super Wochenenden. Auch die Gruppe war toll. Es gab keinen Meckerbüdel, keinen Außenseiter und (fast) keinen Klassenclown. Auch eine Cliquenbildung (also Grüppchen innerhalb der Gruppe) hat nicht stattgefunden. Oder wie eine Teilnehmerin sagte: „Ich hab erst viel später gecheckt, dass ihr vier aus einem Verein kommt“.

Einziges Manko: Der Erste Hilfe-Ausbilder kannte das Wort „figelinsch“ nicht (der Duden auch nicht, wie ich feststellen durfte)…

Davon abgesehen war es ein richtig toller Lehrgang, der leider viel zu schnell vorbei war. Um es mit eBay-Bewertungen auszudrücken: Alles top, gerne wieder!

Einen Wermutstropfen gab’s aber für mich: Mich hat ein Männerschnupfen umgehauen – ich habe meine praktische Prüfung irgendwie hinter mich gebracht und den Rest der Zeit auf der Bank verbracht. Das hat mir sehr leidgetan, ich hätte gerne die anderen bei ihrer Prüfung unterstützt (haben sie ja mit mir auch gemacht). Ich hoffe nur, dass meine Bazillen nicht allzu viel Unheil angerichtet haben.

Ritterschlag für mich: Unser Lehrgangsleiter möchte meine methodische Übungsreihe zum Eckenwurf für sein Vereinstraining übernehmen.