Vor gut zwei Jahren stand bei mir eine Gürtelprüfung an – ich wollte damals meinen Grüngut machen. Geplant war, die Prüfung kurz vor Weihnachten abzulegen. Leider kam es anders als gedacht – Danke dafür, Corona! Das Ende vom Lied war, dass mein Trainer mich im Oktober (die Schließung der Sportstätten zeichnete sich bereits ab) anschrieb: „Wenn du willst, kannst du heute Abend in Winsen zur Prüfung gehen.“ Damit hatte ich einen Floh im Ohr, der mich nicht mehr losließ. Also habe ich abends an der Vereinsprüfung teilgenommen. Im Nachhinein war das nur „teil-schlau“: Mir fehlten etwa sieben Wochen Vorbereitungszeit – und das hat sich auf der Matte gezeigt: Zwar habe ich bestanden, aber zufrieden mit der Leistung ist anders…
Auch wenn mir derselbe Trainer, der mich zur Teilnahme ermutigt hat, hinterher gesagt hat, dass der Gürtel eh nur die Jacke zusammen hält und ich mir deshalb keine Gedanken machen muss (bestanden ist bestanden, und ein gutes Pferd springt nie höher als es muss), war ich mit meiner Leistung unzufrieden – ich kann’s halt besser. Und wenn ich etwas mehr Zeit gehabt hätte, wäre das auch besser geworden. Dann kam Corona, die Sportstätten wurden wieder geschlossen und das Training lag auf Eis.
Aber wie sagt man so schön? „Nach der Prüfung ist vor der Prüfung“ – Also ging’s irgendwann ans Trainieren. Die nächste Prüfung sollte besser werden (kleiner Spoiler für die, die nicht alles lesen wollen: Wurde sie auch). Geplant war, Ende Juni ’22 zur Prüfung zu gehen. Im Mai fand ein Vorbereitungslehrgang statt, an dem ich teilgenommen habe.
Dann isses passiert: Ende Mai / Anfang Juni war ich auf einem Feuerwehrlehrgang. Als ich dann am Freitag nach dem Lehrgang auf die Matte kam, war ich Ju Jutsu-technisch auf Werkseinstellungen zurückgesetzt – ich habe nicht mal die einfachen Techniken vernünftig auf die Reihe gekriegt. Der Hinweis „Vielleicht willst du noch ein halbes Jahr mit der Prüfung warten“ war die freundliche Variante von „Das ist Schei…, lass das sein – so wird das nix“…
Nach dem Debakel bei der letzten Prüfung wollte ich es besser machen. Also fleißig trainiert, Programm geschrieben (das Prüfungsprogramm im Ju Jutsu ist etwas flexibler als in anderen Sportarten), geübt.
Letzte Woche meinte der Trainer dann: „Wenn du das nächste Woche so zeigst, wie hier im Training, wird das eine solide Prüfung.“ Zehn Minuten später habe ich dann meinem Partner fast die Nase gebrochen. Zum Glück nur „fast“ – aber unangenehm war mir das trotzdem…
Am Freitag sind wir dann nochmal das Programm durchgegangen – diesmal ohne große Verletzungen (dass es zwischendurch mal zwickelt und zwackelt, gehört dazu). Unter der Dusche meinte der Chef dann: „Du wirst morgen eine gute Prüfung ablegen“ – damit war die Welt dann in Ordnung (vor allem, weil er auch die eine Hälfte der Prüfungskommission gebildet hat).
Dann war es soweit: 3. Dezember, 9 Uhr, Todtglüsingen. Wir sind vor dem Aufstehen losgefahren (ich hatte zwei Cheerleaderinnen – Frau und Tochter – mitgenommen). Vor mir war noch ein Kamerad aus einem anderen Verein dran, dann kam mein Auftritt. Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meiner Leistung. Dass es keine Eins mit Sternchen wird, war klar; ein „mit Rücksicht auf die weinenden Eltern gerade noch bestanden“ war es aber auch nicht. Das Gemecker der Prüfer am Ende hielt sich in sehr engen Grenzen – sie haben eine Sache bei mir kritisiert, an der ich arbeiten werde. Alles in allem wirkte es wie das berühmte Jammern auf hohem Niveau. Die relevanten Erkenntnisse aus dieser Prüfung:
- Die Kamera lässt mich fett erscheinen (in Wirklichkeit bin ich nämlich fluffig)
- Mein Partner war super (ein guter Partner trägt einen wesentlichen Teil zum guten Bestehen einer Prüfung bei)
- Früher hatte ich mehr Haare auf dem Kopf
- Meine Kondition ist ausbaufähig
Vielen Dank an Matthias, der nicht nur während der Vorbereitung ordentlich eingesteckt hat (Thema fast gebrochene Nase), sondern auch sehr gut mitgegangen ist und immer wieder (berechtigte) Kritik angebracht hat. Das war affengeil! Um es mit den eBay-Bewertungen zu sagen: „Gerne wieder!“ Vielleicht nächstes Jahr, wenn der Braungurt ansteht…
Alles in allem bin ich mit dieser Prüfung sehr zufrieden und stolz auf den Gürtel…