Das Thema Laufschuhe ist eine Wissenschaft für sich. Um dort richtig einsteigen zu können, kommt man nicht umhin, sich mit der Anatomie des Fußes – und eigentlich des gesamten Körpers – auseinander zu setzen. Da ich im Biologieunterricht nur teilgenommen habe (und das auch schon fast 20 Jahre her ist), werde ich mal versuchen, mein (vielleicht gefährliches) Halbwissen zum Besten geben… Wer sich ernsthaft mit der Materie auseinandersetzen will, dem sei ein Blick auf die Webseite von Dr. Matthias Marquardt oder eine Recherche bei einer Suchmaschine empfohlen.

Selbstverständlich werde ich hier keine Empfehlung für irgendeinen Schuh geben – oder einen Hersteller, denn es gilt das universelle Gesetz der Individualität: Jeder Mensch ist anders – und damit auch jeder Fuß. Soll heißen: Nur weil ich mit dem Schuhmodell X23 des Herstellers ABC keinerlei Problem habe, ist das keine Garantie, dass jemand anders mit diesem Schuh genauso gut klarkommt.

Mir geht es nämlich wie vielen anderen Menschen – aber bei weitem nicht allen – auch: Ich „leide“ an Überpronation. Das ist nicht weiter wild (wahrscheinlich werde ich damit immer noch um die 50 oder 60 Jahre leben), bei der Wahl der Laufschuhe aber extrem wichtig. Überpronation bedeutet, dass das Fußgelenk beim Auftreten nach innen „einknickt“. Übertrieben ausgedrückt heißt das, dass Überpronierer mit X-Beinen laufen; die Innenseiten der Füße tragen das gesamte Gewicht (die Außenseiten dagegen gar nichts). Dies führt zu einer ungleichen Belastung der Knie und Hüften und das wiederum zu Schmerzen.

Das Gegenteil davon, also das Nach-Außen-Knicken der Fußgelenke (so dass man mit O-Beinen läuft), heißt Supination.

Glücklicherweise hat die Laufschuhindustrie gemerkt, dass es Menschen mit Überpronation gibt (es gibt wesentlich mehr Überpronierer als Supinierer), und entsprechende Schuhe hergestellt. Diese sind im Mittelfußbereich an den Innenseiten verstärkt und sorgen so dafür, dass ein Einknicken des Fußgelenks unterbleibt. Laienhaft ausgedrückt: Die Innenseite des Fußes wird „hochgedrückt“, kann somit nicht „absacken“ und das Fußgelenk nicht einknicken.

Den „Einknick-Typ“ kann man im Fachgeschäft feststellen – hier genügt eine einfache Laufbandanalyse. Wer eine detailliertere Analyse haben will, sollte den Gang zum Sportmediziner antreten. Für den Hobbyläufer ist dies aber nicht erforderlich, es sei denn, es treten weitere Beschwerden auf.

Ein weiterer Gesichtspunkt bei Laufschuhen ist die Dämpfung: Sie bestimmt, wie stark der Schuh „federt“ – für den Hobbyläufer, der am Sonntag seine acht Kilometer läuft, nicht unbedingt das alles entscheidende Kriterium, bei ambitionierteren Sportlern aber durchaus ein nicht zu vernachlässigendes Thema. Wichtig ist auch, wo sich die Läufe zum größten Teil abspielen: Auf Rasen oder Sand (beispielsweise am Strand) ist keine starke Dämpfung erforderlich, denn hier ist der Untergrund weich genug. Anders sieht es aus, wenn die größte Strecke auf Beton oder Asphalt zurückgelegt wird: Hier kann etwas mehr Dämpfung von Vorteil sein.

Ein ebenfalls nicht unwichtiges Kriterium ist die Sprengung: Sie bezeichnet den Höhenunterschied zwischen Ferse und Vorfuß. Je größer die Sprengung, desto eher wird ein Abrollen über die Ferse gefördert. Eine geringe Sprengung ermöglicht eher einen natürlicheren Laufstil.

Bei den Schuhtypen wird noch unterschieden zwischen

Neutralschuhen: Das sind die Schuhe für Läufer, deren Fußgelenke nicht einknicken. Mit entsprechenden Einlagen können diese auch von Überpronierern bzw. Supinierern genutzt werden.

Stabilschuhen: Diese Schuhe haben im Mittelfußbereich eine Pronationsstütze und sind generell etwas stabiler ausgelegt. Dadurch sind sie ideal geeignet für Läufer mit Überpronation.

Wettkampfschuhen: Dies sind leichtere Schuhe, bei denen auf umfangreiche Dämpfung verzichtet wird – Im Wettkampf zählt jede Sekunde, und jedes Gramm zu viel kann über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Trailschuhen: Dies sind besonders stabile Schuhe für den Lauf im Gelände (damit ist nicht der Waldweg gemeint, auf dem alle paar hundert Meter mal eine Baumwurzel verläuft, sondern das freie Gelände).

Natural Running Schuhen: Diese Schuhe sind besonders für einen natürlichen Laufstil geeignet (mehr dazu in einem eigenen Artikel).

Wir stellen also fest: „Mal eben“ Schuhe kaufen ist nicht. Auf jeden Fall ist es ratsam, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen – und die Schuhe dann auch dort zu kaufen. Auch wenn sie vielleicht 20 Euro teurer sind als im Online-Versandhandel, lohnt es sich, die Geschäfte zu unterstützen, denn die Beratung, die man in guten Geschäften erhält, kann kein Online-Händler bieten…