Seit fünf Jahren findet der Föhr-Marathon am Sonntag vor Ostern statt. Nachdem ich mich dort letztes Jahr sehr wohlgefühlt habe, durfte diesmal die Familie mit. Meine Eltern haben die Kinder am Donnerstag aus dem Kindergarten abgeholt, in Husum übernachtet und sind am Freitagmittag auf der Insel angekommen. Ich bin mit Katharina am Freitagabend eingetrudelt. Wir wurden von einer für diese Jahreszeit typischen steifen Brise begrüßt – fehlte nur noch der Regen von allen Seiten, um das Hamburger Schietwetter vollkommen zu machen, aber der blieb zum Glück aus.
Am Samstag war das Wetter wesentlich besser: Sonnenschein, ca. 9°C und viel zu wenig Wind: Oma hob nicht ab und auch die Drachen wollten nicht wirklich steigen 😉
Nachmittags haben wir uns Fahrräder geliehen und ein wenig die Insel erkundet. Ab und zu kamen wir an der Laufstrecke vorbei. Erkennen konnten wir das an den Schildern mit den Kilometerzahlen. Etwa in Höhe von Kilometer 41 habe ich einen Hasen gesehen – er lag im Graben und war schon halb verwest. Mein erster Gedanke war: „Er hat’s hinter sich.“ Mein zweiter Gedanke war dann: „Geschafft hat er’s aber nicht.“
Würde ich den Marathon laufen, würde ich mich wahrscheinlich ähnlich fühlen. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt: Nachdem ich mich im September für den Halbmarathon angemeldet habe, habe ich nachgefragt, ob ich nicht doch den ganzen Marathon laufen könnte, schließlich wollte ich auch mal die andere Seite der Insel sehen. Da der Föhr-Marathon eher familiär und nicht so gewinnorientiert wie z.B. Hamburg oder München ist, war das kein Problem.
Nun ist es leider so, dass man einen Marathon nicht so aus dem Stand läuft – ohne Vorbereitung läuft da (im wahrsten Sinne des Wortes) gar nix. Und genau da lag der Hund begraben (oder der Hase im Graben): Mir hat die Zeit gefehlt – und die Lust: Nach spätestens 15 Kilometern hatte ich die Nase voll und bin zurückgelaufen anstatt noch 15 bis 20 Kilometer dran zu hängen…
Hinzu kamen noch die üblichen Zipperlein: Hüfte, Haxn, Männerschnupfen. Das Ende vom Lied war, dass ich nur den Halbmarathon gelaufen bin. Die Veranstalter waren da total entspannt: „Kein Problem, wir schreiben dich um, dann läufst du nur den halben“. So leicht geht das.
Dann kam der Sonntag: Etwa 10°C, strahlender Sonnenschein, so gut wie kein Wind (das diesjährige Motto „With the Wind on my Side“ passte also nicht so ganz). Mit anderen Worten: Ideales Laufwetter. Pünktlich um 9:30 Uhr ging’s los. Mein längster Vorbereitungslauf ging (abgesehen von ein paar Zwanzigern Ende Februar / Anfang März) vor ein paar Tagen über 12,5 Kilometer. Ideale Voraussetzungen also, um nach etwa 15 Kilometern abzubrechen und zu hoffen, dass irgendwer ein Sauerstoffzelt dabei hat… Ich habe daher mein Ziel herunter geschraubt: Alles unter zweieinhalb Stunden ist toll, unter 2:15 ist Luxus.
Meine Pulsuhr zeigt mir nach jedem Kilometer, wie schnell (oder langsam, das hängt davon ab, wie weit ich schon gelaufen bin) ich war. Ich war ziemlich überrascht, als ich gesehen habe, dass die ersten zwei Kilometer auf eine Zielzeit von zwei Stunden hindeuteten. Allerdings war mir ziemlich klar, dass ich dieses Tempo nicht würde halten können – und manchmal hasse ich es, Recht zu haben 😉. Auch nach sieben Kilometern sah noch alles gut aus, aber dann…
…kam der Verpflegungsstand bei Kilometer 10, und nach dem bin ich – zumindest gefühlt – nicht mehr richtig in die Gänge gekommen. Fortan war ich eine gute halbe Minute pro Kilometer langsamer als vorher. Hinzu kam der Einbruch, mit dem ich bei Kilometer 15 gerechnet hatte – allerdings erst nach 16 Kilometern, aber er kam…
Das Ende vom Lied war, dass ich mit einer trotzdem noch passablen Zeit von 2:16:02 über die Ziellinie gelaufen bin. Der letzte Abschnitt war sowieso der Hit: An der Killerrampe (hier handelt es sich um Stück von etwa 220 Metern Länge mit einer Steigung von sagenhaften 1,5% – das macht in etwa 0,75 Höhenmeter pro 100 Meter) hat der mitgereiste Fanclub auf mich gewartet. Das frenetische Jubeln müssen sie zwar noch üben, aber für den Anfang waren sie nicht schlecht.
Im Mühlenweg stand dann ein Streckenposten, der mich freundlich angehalten hat, die rechte Spur zu nehmen – links war für die Marathonis reserviert; die durften dann die Westseite der Insel klarmachen. Für mich und diverse andere Läuferinnen und Läufer war die Veranstaltung vorbei.
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Nicht nur für die Erwachsenen gab es etwas, auch für die Kinder wurde gesorgt. Es gab – wie bei den eher beschaulichen Laufveranstaltungen üblich – auch einen Kinderlauf. Meine beiden sind mitgelaufen (ich konnte sie leider nicht anfeuern, weil ich gerade etwa in Höhe von Kilometer sechs war, als sie losgelaufen sind, aber dafür waren ja Oma und Opa mit). Bei diesem Lauf gab es keine Sieger und Verlierer – die Veranstalter hatten extra auf eine Zeitmessung verzichtet.
Eine Sache gibt es noch, die ich erwähnenswert finde: Zielschuss war um 15 Uhr, also nach fünfeinhalb Stunden. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch eine Läuferin auf der Strecke – eine einzige. Sie war schon zu mehreren Marathons angetreten, hatte aber noch nie einen geschafft. Bis jetzt. Auch wenn sie außerhalb der Zeitwertung angekommen ist, hat sie es geschafft und auch noch eine Finisher-Medaille abgekriegt. (Ich bin überzeugt, dass das bei den „großen“ Marathon-Veranstaltungen nicht so funktioniert hätte: Da wäre irgendwann der Besenwagen gekommen und hätte sie gnadenlos eingesammelt.)
Am Nachmittag konnten wir dann doch noch unsere Drachen steigen lassen – sehr zur Freude der Kinder.
Der Montag war – sehr zum Bedauern der Kleinen – zu windig, um es nochmal mit den Drachen zu versuchen. Stattdessen haben wir den lokalen Einzelhandel unterstützt und sind nochmal nach Wyk gefahren. Da konnten die Kinder am Strand spielen; zum Mittag gab’s ein Eis, danach waren wir im Wattenmeermuseum. Zum Abschluss haben wir die Fahrräder zurückgegeben. Das war ursprünglich für Dienstag geplant, aber wir wollten nicht riskieren, dass es regnet und dann mit nassen Klamotten zurückfahren – wie wir am Dienstag feststellen durften, war das gar keine so dumme Entscheidung.
Am Dienstag hat’s dann tatsächlich geregnet; das war zum Glück nicht so schlimm, denn wir sind nach dem Frühstück zurückgefahren. So ging ein kurzer Urlaub – oder ein langes Wochenende – wie üblich zu schnell zu Ende.
Bis nächstes Jahr!
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