Es ist vollbracht! Gestern bin ich mit ca. 23.000 anderen Läuferinnen und Läufern (17.000 Einzelläufern und 6.000 In Staffeln) in Hamburg beim Marathon angetreten. Die Frage, die mir danach am häufigsten gestellt wurde, war „Wie war’s?“ – die Antwort: „Affengeil“.
Nachdem sich während des Trainings herausstellte, dass ich die angepeilten viereinhalb Stunden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht würde halten können (Erkältung, Verletzung am Sprunggelenk), musste ich meine Ziele neu definieren: Ich wollte vor dem Besenwagen ankommen und über die Ziellinie laufen. Um es vorweg zu nehmen: Beides ist mir gelungen!
Aber der Reihe nach: Los ging’s um 9:13 Uhr (der Startschuss fiel pünktlich um 9 Uhr, da ich aber in einem der letzten Startblöcke stand – schließlich wollte ich den schnelleren Läufern nicht im Weg stehen 😉 –, hat es eine knappe Viertelstunde gedauert, bis ich endlich loslaufen durfte) bei strahlendem Sonnenschein am Fernsehturm. Petrus muss tatsächlich ein Herz für Marathonis haben…
Die ersten zwei Kilometer waren wir alle recht eng zusammen, dann entzerrte sich das Feld ein wenig; zumindest sind wir uns dann nicht mehr gegenseitig vor die Füße gelaufen. Die erste Überraschung hat mich im Halbmondsweg erwartet: Ich musste mal raus. Blöd nur: Ich war schon draußen… Weitere Details dazu möchte ich nicht nennen, nur so viel: Wenn die Medien demnächst über ein rätselhaftes Baumsterben in der Elbchaussee berichten, liegt das nicht nur an mir… 😉
In der Breiten Straße gab’s ein kleines persönliches Highlight: Eine junge Frau hatte ein Schild mit der Aufschrift „Lauf Jan, du geile Sau!“ hochgehalten – leider war ich nicht gemeint…
An den Landungsbrücken war die Stimmung bombastisch – auch wenn die Spitzenläufer kurz vorm Ziel waren, als ich in St. Pauli war, waren die Zuschauer nicht müde, auch uns langsame Genussläufer anzufeuern.
Etwas frisch war es im Ballindamm: Die Straße lag komplett im Schatten. Dafür war auf dem Jungfernstieg wieder ordentlich Stimmung – die Bespaßung durch Cheerleader und Musikkapellen hatte eine enorme Wirkung auf die Motivation.
Nach ca. 20 Kilometern hat mich ein kleiner Junge (etwa zehn oder elf Jahre) so begeistert angefeuert, dass spätestens hier klar war, dass ein Abbruch nicht infrage kam – wahrscheinlich hätte er nie mitgekriegt, dass ich abgebrochen habe, und nachdem ich an ihm vorbei war, hat er den nächsten Läufer genauso begeistert angefeuert und mich wieder vergessen, aber die Vorstellung, dass seine Mühen umsonst gewesen wären, ging gar nicht…
In Ohlsdorf hat es kurz geregnet – leider nicht genug, um als angenehme Erfrischung durchzugehen; die paar Tropfen waren eher nur nervig.
Der befürchtete Einbruch ab Kilometer 30 (im Vorfeld war des Öfteren vom „Mann mit dem Vorschlaghammer“ die Rede) blieb erstaunlicher Weise aus – dafür kam ab etwa 32 Kilometern die Dampframme, die mich einmal unangespitzt in den Boden gehauen hat. Da war er also, der Einbruch, von dem alle immer berichtet hatten. Das Gute daran war aber: Der Einbruch kommt, und irgendwann (so nach etwa fünf Kilometern) geht er auch wieder. Mit anderen Worten: Vom Maienweg bis nach Eppendorf war die Hölle…
Am Eppendorfer Baum war immer noch Party – auch wenn die Siegerehrung schon längst vorbei war. Persönlicher Lichtblick: Die ganze Familie war da. Das war der Motivationsschub für die letzten fünf Kilometer (und die können ganz schön lang sein).
Auf den letzten zwei Kilometern habe ich noch versucht, eine andere Läuferin zu motivieren: Sie ging, als ich an ihr vorbeilief. Ich habe ihr gesagt, dass es nicht mehr weit ist, und wir hatten spontan überlegt, zusammen über die Ziellinie zu laufen. Leider hat das nicht sollen sein, denn sie hatte 500 Meter vor dem Ziel einen Einbruch und musste wieder gehen.
Ich bin dann das letzte Stück gelaufen, schließlich wollte ich nicht über die Ziellinie gehen. Und dann war sie da, die letzte Kurve auf die Karolinenstraße. Hier standen nochmal ein paar bestellte Motivatoren, die die Läufer auf den letzten Metern angefeuert haben, und dann kam der rote Teppich. Jetzt nur noch ein paar Schritte, und dann…
…war’s das.
Geschafft.
Vorbei.
Mein erster Marathon. Wenn mir nicht alles wehtun würde, würde ich god-like durch die Gegend schweben; stattdessen beschränke ich mich mal darauf, langsam zu gehen…
Ein dickes Dankeschön gilt neben den vielen Zuschauern und Freiwilligen auch meiner Familie, die (bis auf eine Bewertung meines Geisteszustandes als ich von meiner Anmeldung erzählt habe) mich fleißig unterstützt hat.
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